Volker Beck und Jakob Augstein: Zwei Seiten einer Medaille?

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Neuer „Verdienstorden“ für Jakob Augstein?

Auf den ersten Blick könnten Beck und Augstein unterschiedlicher nicht sein: Ersterer,  Berufspolitiker (Studium ohne Abschluss), umgangssprachlich also eine „verkrachte Existenz „, auf den auch noch ein anderes Sprichwort zutrefen könnte: Wer nichts wird, wird Wirt, wer gar nichts wird, wird Bahnhofswirt, MdB oder Israellobbyist. Neben seinem obsessiven Einsatz für den Besatzer- und Apartheidstaat Israel, inklusive der Diffamierung von Kritikern desselben, ragt sein umstrittener Beitrag über „Sex zwischen Kindern und Erwachsenen“ aus dem Jahr 1988 sowie seine „Drogenaffäre“ als Markenzeichen heraus, obgleich das Ermittlungsverfahren gegen Zahlung von 7.000 Euro eingestellt worden ist. 

Beck mag schon geahnt haben, dass die Basis der Grünen in NRW endlich die Nase von diesem dubiosen Politiker die Nase voll hat und ihm keinen sicheren Listenplatz mehr zubilligen wollte, und dies ist auch gut so! Endlich haben die Grünen wieder Anstand bewiesen. Selbst die Unterstützung einer bunten Truppe konnte die grüne Basis nicht mehr überzeugen, was sich eher kontraproduktiv ausgewirkt haben könnte. Besonders Jakob Augsteins Einsatz für diesen Politiker lässt aufhorchen. In seinem Beitrag schlägt Augstein eine Bresche für Politiker, deren Biografien mehr Fragen aufwerfen, als bisher beantwortet worden sind, insbesondere die von Merkel.

Augstein rühmt Beck als einen „Kämpfer gegen Rassismus und Antisemitismus“, nicht wissend, dass letzterer auch eine Form des Rassismus ist. Er setze sich mit Leidenschaft für ein „gutes deutsch-israelisches Verhältnis ein“, ohne hinzuzufügen, dass er Israelkritiker öffentlich grundlos diffamiert.  Nun saß Beck bisher, auch von seiner Partei geduldet, im Deutschen Bundestag. So konnte er nicht den Ahnungslosen mimen und behaupten, er wüsste nichts über die besondere Art der Antisemitismus-Jagd, die die so genannten Freunde  Israels betreiben.

Bei einer Anhörung zum „Antisemitismus“ hat Henryk M. Broder, der manchmal selber nicht merkt, wie und was er alles entlarvt, gesagt: „Überlassen Sie die Beschäftigung mit dem guten alten Antisemitismus à la Horst Mahler den Archäologen, den Antiquaren und den Historikern. Kümmern Sie sich um den modernen Antisemitismus im Kostüm des Antizionismus und um dessen Repräsentanten, die es auch in Ihren Reihen gibt.“

Er meinte diejenigen, die diese Form des realen politischen Zionismus Rassismus nennen. Er sprach über diejenigen, die Verbrechen Israels Verbrechen nennen und Israel deswegen kritisieren. Aber Beck kritisiere ja auch die israelische Siedlungspolitik, so meint jedenfalls Augstein. Dem rhetorischen Schwulst noch nicht genug, schreibt Augstein über Beck:  „Er gehört zum schmaler werdenden Rest seiner Partei, der das bürgerrechtliche Erbe der Grünen noch glaubwürdig vertreten kann.“ Ob er sich da mal nicht irrt.

Warum verteidigt Augstein plötzlich einen der politisch eifrigsten zionistischen Israellobbyisten, der mit dem Vorwurf des „Antisemitismus“ willkürlich und wahllos um sich wirft, selbst wenn es sich „nur“ um die Kritik an den permanenten Menschenrechts- und Völkerrechtsverletzungen Israels handelt? Beck sollte eigentlich wissen, dass Antisemitismus im eigentlichen Sinne heißt, Juden nicht zu mögen, nur weil sie Juden sind. Zionismus ist aber eine politische Ideologie. Antizionismus heißt, eine rassistische Ideologie zu kritisieren. Eine Ideologie, in deren Namen eine Regierung eine menschenverachtende Politik betreibt. Seit wann ist die Kritik einer Ideologie und die Politik einer Regierung, die auf dieser ideologischen Grundlage basiert, „antisemitisch“?

Hatte Augstein nicht als einziger noch Günter Grass‘ so genanntes Gedicht in der „Süddeutschen Zeitung“ verteidigt? Haben ihm seine mutigen Kolumnen auf Spiegel Online nicht eine Auszeichnung des obskuren und rechtsextremen Simon-Wiesenthal-Zentrums in Los Angeles eingetragen, obgleich seine Kritik eigentlich das Normalste von der Welt für jeden seriösen Journalisten bedeuten müsste? Die sich anschließende Hetzkampagne gegen Augstein war inszeniert. Sie war sogar so peinlich, dass ihm damals der Vorsitzende des Zentralrates der Juden, Dieter Graumann, die Kosher-Imprimatur ausstellen musste, um der Hetzkampagne die Spitze zu nehmen, die durch den Besuch eines obskuren Rabbiners aus L. A.. noch einmal befeuert worden ist.

Diese hysterische Debatte hat mehr über den Geisteszustand der politischen und medialen Klasse ausgesagt, als über die mehr als berechtigte moderate Kritik von Augstein an Israels Politik. Dass die Netanyahu-Regierung es mit allen Rechtsextremen in der BRD, den USA und sonst wo aufnehmen kann, pfeifen die Spatzen von allen Dächern. Die rassistischen und islamfeindlichen Aussagen eines großen Teils des israelischen Establishments sind Legion. Dass sich die Merkel-Regierung immer noch mit dieser Regierung zu „Regierungskonsultationen“ trifft oder dieser Regierung ein Atom-U-Boot nach dem anderen verkauft, wobei der deutsche Steuerzahler die Hälfte der Kosten tragen muss, ist ein Skandal und politisch unverantwortlich. Ein Staat, der eine große Gefahr für den Weltfrieden in der Nahostregion darstellt, darf nicht noch mit militärischen Geräte aufgerüstet werden, wofür schon die USA sorgen.

Jakob Augstein hatte sich bereits in einem Interview mit dem Sender „Phoenix“ von einigem Sätzen seiner harmlosen Kritik an der israelischen Regierung vorsichtig distanziert. Mit seiner vehementen Verteidigung von Volker Beck hat er wenigsten der zionistischen Israellobby signalisiert, dass mit ihm in Zukunft zu rechnen ist, wenn Israels Kriegsverbrechen und seine Unterdrückung der Palästinenser wieder einmal vor der Weltöffentlichkeit nicht mehr zu verheimlichen sind. Schade, dass Augstein sein Renommee für einen fragwürdigen Israel-Lobbyisten in die Waagschale geworfen hat. Heißt das für die Zukunft auch, dass er sich auf die Seite der Täter stellt?

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