Fragen Sie Henryk M. Broder, Herr Voss!

Immer gegen den Strom, Herr Broder?

Einmal täglich schaue ich auf der „Achse des Guten“ vorbei, um mich auf dem Laufenden über die neusten Trends in Sachen Voodoo-Politik zu informieren. Dort fand ich den Hinweis auf das Interview von Peter Voss mit Henryk M. Broder auf 3SAT. Da im Augenblick „Schwiegertochter gesucht“ eine Pause einlegt, musste ich mir meine sonntägliche Ration Amüsement woanders holen, und da kam Broder gerade Recht. Auch Reaktionäres kann von Zeit zu Zeit amüsant sein.

Der 75-jährige Moderator wollte vom 70-jährigen Interviewten wissen, ob er denn gar kein wenig alterweise geworden sei, woraufhin Broder entgegnete, er leide eher an „Altersverzweiflung“, fühle sich „mental wie Anfang 30“. Voss hangelte sich an Broders Steckenpferden entlang und bekam die passenden Antworten. Zu Broders journalistischen Potpourri gehörten Themen wie Kanzlerin Merkel, Flüchtlinge, Integration, Europäische Union, Israel, Antizionismus, Antisemitismus sowie Donald Trump. 

Angela Merkel bringt Broder am meisten zur Verzweiflung, weil das Land den Bach runtergehe. Die Tore wurden für Menschen mit anderen Sitten weit aufgemacht, die „sich aber nicht an unsere Sitten anpassen“ wollen. Auf die Frage, was zu tun sei, entgegnete Broder: „Zurücktreten wäre ein guter Anfang.“ Die Bundesregierung habe viele furchtbare Fehler gemacht. Mit seiner Kritik steht Broder jedoch nicht alleine. Auch Sahra Wagenknechts Kritik klinge wie die einer „Kulturkonservativen“. Broder inszenierte sich wieder einmal als ein Verfechter der Meinungsfreiheit. Sie gelte auch für falsche Meinungen. In diesem Zusammenhang kritisierte Broder jedoch den Auftritt einer vollverschleierten Muslima bei Anne Will. Sie könne sagen, was sie wolle, aber unverhüllt.

Broder sprach das Problem mit speziellen Einwandergruppen an. Über die Einwanderung von einer Million Asiaten wäre kein Wort verloren worden. Die Integration von Muslimen sieht Broder eher skeptisch. Beispielhaft stünden als Beispiele einer gescheiterten Integration Türken in der zweiten und dritten Generation in Deutschland, die zu Zehntausenden zu einer Pro-Erdogan-Demonstration gegangen seien, auf der auch die Einführung der Todesstrafe in der Türkei gefordert worden sei. Die Deutschen ließen sich vom Islam die Agenda bestimmen. Wie absurd die Lage geworden sei, zeige sich in Berlin. Dort fordere man die Einführung von Türkisch und Arabisch als Unterrichtssprache! Die deutsche Gesellschaft komme den Migranten sehr weit entgegen und erhalte dafür die vorwurfsvolle Antwort, „wir hätten bei der Integration versagt. Der Witz des Jahrhunderts.“

Broder hat aber auch zwei Lieblingsmuslime: Ahmad Mansour und  Hamed Abdel-Samad „wunderbare Muslims“. Besonders wies Broder auf die unnatürliche Lebenssituation von Abdel-Samad hin, der von fünf Leibwächter beschützt werden müsse. Ob das mit der Fatwa tatsächlich stimmt, kann bezweifelt werden. Abdel-Samad wurde bei einem Ägyptenbesuch „entführt“, tauchte aber nach zwei Tagen auf gleiche mysteriöse Weise wieder auf, wie er „entführt “ worden war. Bei dieser „Entführung“ ging es um Geld, hatte also mit dem Islam nichts zu tun. Zu Recht sprechen einige von einem „PR-Gag„.

Broders Kritik an Martin Schulz, Katrin Göring-Eckardt, Merkel, der EU ist mehr als berechtigt. So brächten die Flüchtlinge etwas mit, das Wertvoller als Gold sei, so Martin Schulz..Oder die Grüne Göring-Eckardt erklärte, dass Deutschland mit den Flüchtlingen „Menschen geschenkt“ bekäme. Dies sei grün-kostümierte „Menschenverachtung“, so Broder. Israel und der Antisemitismus dürfen in keinem Broder-Interview fehlen.

Broder hatte vor langer Zeit Alijia gemacht und mit großem Tamtam Deutschland den Rücken gekehrt, kehrte aber nach zehn Jahren wieder zurück. Die Zeit in Israel bezeichnete er als „die besten Jahre meines Lebens“. Er habe sich „gut gefühlt“. Als Gründe für seine Rückkehr nannte Broder zwei Private und den Fall der Mauer. Er wollte miterleben, wie ein Volk in die Freiheit strebe. Etwas ähnliches sei beim Exodus der Israeliten aus Ägypten passiert. Diesen rhetorischen Schwulst mag glauben wer will. Kann es nicht auch so gewesen sein, dass man für Broder in Israel keine wirkliche Verwendung hatte, da es dort Reaktionäre wie Sand am Strand von Tel Aviv gibt, Broder also gar nicht auffiel? Oder wurde er gar mit einem besonderen Auftrag wieder in die BRD zurückgeschickt?

Die Gründung des Staates Israel sei das einzige positive Ereignis in der langen jüdischen Geschichte gewesen, so Broder. Für die Opfer dieses Ereignisses bedeutete es schlicht eine Katastrophe (al-Nakba). Darüber verlor Broder kein Wort. Dafür aber über sein Steckenpferd, den Antizionismus, der heute den Antisemitismus ersetzt habe. Der Antizionismus ziele nicht auf die Kritik der Politik Israels, sondern auf „die Abschaffung Israels“. Dass dies Unfug ist, weiß Broder natürlich, aber nicht der etwas blauäugig Peter Voss. Die Kritik des Zionismus zielt gerade ausschließlich auf die Kritik israelischen Regierungshandelns und auf die rassistischen Elemente der zionistischen Ideologie. Zielt etwa Kritik an der Politik der USA, die fälschlicherweise als „Antiamerikanismus“ verunglimpft wird, auf die „Abschaffung der USA“?

Broder echauffierte sich über das Ausbleiben des Protestes in Deutschland gegen das Assad-Regime und das Morden in Aleppo. Vielleicht käme es zu Protestdemos, wenn man behauptete, „hinter Assad stecken die Zionisten“. Viel Skurriles hat Broder mit einem Satz kommentiert, wie die EU befindet sich in der Schlussphase der Sowjetunion, oder die EU vergreise und verhalte sich wie ein alter müder Tiger. Zum Schluss outete sich Broder als großer Amerikafreund. Die Welt brauche eine Gendarmen mit einem großen Knüppel, und diese Rolle könne nur Amerika spielen. Was hat Peter Voss den Zuschauern da angetan?

 

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