Emmanuel Macron – ein Mann von gestern?

Eine Wahl zwischen Souveränität Frankreichs oder Aufgehen in der EU?

Die Stichwahl zwischen Emmanuel Macron (En Marche) und Marine Le Pen (Front National) bedeutet das Ende des „Ancien Régime“, bestehend aus Sozialisten und Konservativen in Frankreich. Die Repräsentanten dieser politischen Klasse haben Frankreichs Stellung in der Welt verspielt, insbesondere Francois Hollande, der schlechteste Präsident den Frankreich jemals hatte. Die Wahl am 7. Mai findet also zwischen dem Globalisten Macron und der patriotischen Nationalistin Le Pen statt.

Es könnte nicht besser laufen für Macron, den charmanten Strohmann des Establishments. Er ist Absolvent der Elite-Universität ENA, die bisher schon drei Präsidenten hervorgebracht hat. Seine Karriere startete er als Finanzinspektor im Wirtschaftsministerium, 2008 wechselte er als Investmentbanker zu Rothschild, einer Investmentbank. Drei Jahre war er Mitglied der Sozialistischen Partei, Mitarbeiter im Stab von Hollande, bevor er Wirtschaftsminister unter Premierminister Marion Valls wurde. Er trat aus der PS aus und gründete 2016 die Bewegung „En Marche“. 

Macron ist der Kandidat des politischen Establishments, der sich für weitere Globalisierung, offene Grenzen, für Immigration, pro EU und eine liberale Wirtschaftspolitik ausspricht. Er ist der Kandidat der Großstadteliten und des Finanzsektors, der mit den Menschen vom Land wenig anfangen kann. Es kommt deshalb nicht von ungefähr, dass die komplette politische und mediale Klasse ihn unterstützt, abgesehen von Jean-Luc Mélenchon.

Macron muss aber mehr sein als nur anti-Le Pen, wenn er gewinnen will, obwohl ihn die Umfragen 20-Prozent-Punkte vor der Kandidatin des Front National sehen. Macron hat außenpolitisch keine Vision. Nachdem Nikolas Sarkozy das Land ins US-amerikanische Fahrwasser geführt hat, erodierte die Unabhängigkeit Frankreichs unter Hollande weiter. Er segelte nur im Kielwasser von Kanzlerin Merkel, ohne eigene Ideen zu entwickeln. Macron muss auf der Hut sein, dass er nicht als Merkels Schoßhündchen Karriere machen will

Wenn es Macron nicht gelingt, große Teile der unentschlossenen Wähler/innen für sich zu gewinnen und nicht mehr sein will als bloß gegen Le Pen, könnte es ihm so ergehen wie Hillary Clinton.

Falls die Meinungsforschungsinstitute genau so korrekt arbeiten wie bei der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahlen, dann wird Emmanuel Macron der nächste Präsident Frankreichs. Oder gelingt es Le Pen, das Ergebnis vom Brexit oder den US-Präsidentschaftswahlen zu wiederholen?

Marine Le Pen appelliert an den Patriotismus der Franzosen. Ähnlich wie Donald Trump sieht sie Frankreich auf dem absteigenden Ast, wenn es keinen radikalen Wandel in der Politik des Landes geben sollte. Ihre Basis bildet das rurale Frankreich, dort rekrutiert sie den größten Teil ihre Wählerschaft. Außerhalb der Metropolen leben die Verlierer der Globalisierung. Die Großstadteliten schauen mit Verachtung auf diese „Deplorables“, wie sie Hillary Clinton im Wahlkampf verächtlich nannte.

Marine Le Pen hat aus dem einst dumpfen antisemitischen und rassistischen Wahlverein ihres Vaters,  Jean-Marie Le Pen, eine ultra-patriotische, anti-muslimische und anti-europäische Partei geformt, die sich die Wiederherstellung der Souveränität Frankreichs auf die Fahnen geschrieben hat. Folglich tritt sie für den Austritt aus dem Euro, für ein Referendum über den Verbleib Frankreichs in der EU, für die Wiedereinführung von Grenzkontrollen und für ein Ende der Zuwanderung aus muslimischen Ländern ein. Desweiteren lehnt sie die Einrichtung von muslimischen Gebeträumen am Arbeitsplatz, den Hijab (Schleier), den Bau von Moscheen sowie Schweinfleisch-freie Schulspeisung ab.

Die Wahl am 7. Mai wird auch zwischen Globalisierungsgewinnern und -verlierern entschieden. Sollte es Le Pen gelingen, eine Allianz zwischen Kommunisten und Katholiken zustande zu bringen, könnte es eng für den Verfechter einer ungehinderten Globalisierung und EU-Befürworter Macron werden, weil beide Bevölkerungsgruppen zu den Verlierern dieser Menschenverachtenden Ideologie gehören. Für die EU ist Macron die letzte Hoffnung!

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